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Krebs ist in erster Linie eine Erkrankung des höheren Alters. Als Auslöser kommen vor allem Umwelteinflüsse und Lebenswandel in Betracht.
Aber bei einem geringen Prozentsatz liegt tatsächlich eine angeborene Veranlagung vor. Gibt es innerhalb Ihrer Familie Krebsfälle, so bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass die Erkrankung vererbt wurde und Ihre Kinder mit der Diagnose rechnen müssen.
Verdächtig auf erblich bedingte Tumore sind das Auftreten der Krebsfälle in jeder Generation und ein Ausbruch der Erkrankung bereits in jungen Jahren. Dabei liegt in der Regel eine Genveränderung vor, die alle Körperzellen betrifft. Deshalb können sich verschiedene Tumorarten entwickeln können und das bereits im jüngeren Lebensalter.
Es gibt verschiedene erbliche Tumorsyndrome mit jeweils charakteristischen Tumoren und unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit. Liegt beispielsweise eine sogenannte familiäre adenomatöse Polyposis (FAP) vor, bildet sich das Krankheitsbild praktisch immer aus: Die Betroffenen leiden an unzähligen gutartigen Schleimhautpolypen im Dickdarm, die sich unbehandelt zu Krebs entwickeln. Beim erblichen Darmkrebs ohne Polyposis, genannt hereditäres (erbliches) nonpolypöses Kolonkarzinom (HNPCC, Lynch-Syndrom), hingegen liegt die Wahrscheinlichkeit, an Dickdarmkrebs zu erkranken, bei 80 Prozent. und für Gebärmutterkörperkrebs bei 40 Prozent; für weitere Krebsarten (z.B. Magen- und Dünndarmkrebs) ist sie geringer. Bei familiärem Brust- und Eierstockkrebs aufgrund von Veränderungen in den sogenannten Brustkrebsgenen BRCA1 und 2 kommt es in 60 bis 80 Prozent der Fälle zu Brustkrebs und in 30 bis 40 Prozent zu Eierstockkrebs.
Gen-Test: ja oder nein?
Die Veranlagung für einen erblichen Tumor wird mit 50%iger Wahrscheinlichkeit an die Kinder beiderlei Geschlechts weitergegeben. Diese Tatsache kann insbesondere erkrankte Eltern sehr belasten. Gewissheit verschafft ein Gen-Test, der ab dem 18. Lebensjahr durchgeführt werden kann. Dieser werden in eine humangenetische Beratung eingebettet, bei denen die Ratsuchenden auch mit den Konsequenzen des Testergebnisses vertraut gemacht werden müssen.
Ein positives Testergebnis kann neben der psychischen Belastung auch soziale und wirtschaftliche Folgen haben, die z.B. den Arbeitsplatz oder Versicherungsverhältnisse betreffen. Da ein positives Testergebnis zudem Rückschlüsse auf die genetische Ausstattung der nahen Verwandten zulässt, sollte man einen Test erst dann durchführen lassen, wenn eine eingehende Beratung – auch im Familienkreis – mit ausreichender Bedenkzeit erfolgte.
Führt der Test zu einem negativen Ergebnis – liegen die relevanten Genveränderungen also nicht vor –, hat die betreffende Person kein erhöhtes familiäres Risiko. Damit ist sie jedoch nicht grundsätzlich vor einer Krebserkrankungen geschützt.
Was tun, wenn der Test positiv ist?
Aus einem positiven Testergebnis lässt sich nicht ablesen, ob und wann die Erkrankung ausbricht. Das Lebenszeitrisiko beträgt z.B. bei Brustkrebs 60-80%, bei Eierstockkrebs sind es 30-40%, bei Darmkrebs 50-100%. Risikopatienten sollten nach Möglichkeit an intensivierten Früherkennungsprogrammen teilnehmen, die nach Lebensalter gestaffelte Untersuchungen (Tastuntersuchungen, Ultraschall, Mammografie, Endoskopie und weitere bildgebende Verfahren) vorsehen.
Prophylaktische Operationen, etwa die vorbeugende Entfernung der Eileiter, Eierstöcke oder der Brustdrüsen, können die Erkrankungswahrscheinlichkeit enorm senken. Derartig gravierende Eingriffe und ihre Konsequenzen sollten jedoch in Ruhe bedacht und mit Experten besprochen werden.